Wenn Depressionen und Burnout uns nicht schlafen lassen

Das Wichtigste in Kürze Zusammengefasst

  • Schlafprobleme sind oft eng mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Burnout verknüpft.
  • Depressionen führen häufig zu Schlaflosigkeit, während Burnout durch chronischen Stress ebenfalls Schlafprobleme verursacht.
  • Schlafstörungen beeinträchtigen die Erholung des Körpers und verstärken depressive Symptome.
  • Erhöhte Cortisolwerte und veränderte Schlafphasen bei Depressionen verschlimmern die Schlafprobleme.
  • Schlafhygiene, psychotherapeutische Behandlung und gegebenenfalls Antidepressiva sind wichtige Ansätze zur Linderung von Schlafstörungen

Mit Schlafproblemen hatte schon fast jeder zu kämpfen. In der Regel sind diese vorübergehend und daher kein Grund zur Sorge. Doch spätestens, wenn sich über Wochen eine schlaflose Nacht an die andere reiht und wir tagsüber kaum noch leistungsfähig sind, beginnt die Suche nach der Ursache. Nicht selten liegt diese in unserer psychischen Gesundheit.

Noch genauer: Psychische Erkrankungen und Schlafstörungen bedingen sich gegenseitig. Schlafstörungen können durch psychische Probleme auftreten, aber diese auch verstärken oder auslösen. Gerade bei der Diagnose von Burnout oder Depressionen hat der Schlaf in 90% der Fälle seine regenerative Wirkung verloren.

 

Was Depressionen von Burnout unterscheidet

Bei Depressionen handelt es sich um eine im Diagnoseklassifikationssystem aufgeführte psychische Erkrankung mit klar definierten Kriterien. Burnout hingegen ist nicht als eigenständige Krankheit gelistet und beschreibt vielmehr den subjektiven Zustand des „ausgebrannt seins“. Obwohl ein Großteil der Menschen, die sich ausgebrannt fühlen, nicht die Kriterien einer Depression erfüllen, kann bei Patienten beider Erkrankungen eine beachtliche Schnittmenge an Symptomen festgestellt werden.

 

DEPRESSION hat viele Gesichter

Auf folgenden Ebenen sind depressive Symptome zu beobachten:

Emotional kann sich eine Depression durch eine tiefe Niedergeschlagenheit äußern, häufig begleitet von Schuldgefühlen und dem Gefühl der Wertlosigkeit. Betroffene verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher Freude bereitet haben und fühlen sich oft von Traurigkeit und innerer Leere überwältigt.

Auf kognitiver Ebene treten Konzentrationsprobleme auf, die darin resultieren, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, klare Gedanken zu fassen. Zunehmende Zukunftsängste und pessimistische Gedanken können den Alltag bestimmen. Häufig ist die Aufmerksamkeit vermindert und selbst einfache Entscheidungen können ein großes Hindernis darstellen.

Von einer Depression bleibt auch der Körper nicht unberührt. Physische Symptome wie Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und weniger Appetit sind häufige Begleiterscheinungen. Chronische Erschöpfung empfinden Betroffene teilweise ebenfalls und haben sie haben Schwierigkeiten morgens aus dem Bett zu kommen.

Das veränderte Erleben spiegelt sich zudem im Verhalten wider. Betroffene sprechen teils langsamer und bewegen sich auffallend träge. Dabei werden selbst alltägliche Aufgaben zur Herausforderung und soziale Kontakte werden zunehmend vermieden.

Die meisten Menschen erleben im Laufe ihres Lebens zeitweise eine Auswahl der aufgeführten depressiven Symptome. Von einer depressiven Störung wird jedoch erst gesprochen, wenn mindestens fünf Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen wiederholt und in einer Intensität auftreten, die einer Behandlung bedürfen. Handelt es sich um einen besonders schweren Krankheitsverlauf, können mit der Zeit die Gedanken an einen Suizid zunehmen. Der Verlauf einer Depression gestaltet sich sehr individuell und phasenhaft, Krankheitsphasen wie auch symptomfreie Perioden können sich abwechseln.

 

Die Hauptsymptome des BURNOUT-Syndroms

Burnout resultiert aus einer länger anhaltenden Stressepisode – dem chronischen Stress. Dieser kann jedoch erst entstehen, wenn die Stressphasen von Betroffenen als anhaltende Belastung empfunden werden, für die zu wenig Ressourcen zur Bewältigung verfügbar sind. Der chronische Stress und ein damit verbundenes Ungleichgewicht zwischen Anspannung und Erholung äußert sich in drei Beschwerdedimensionen:

  • Emotionale und körperliche Erschöpfung: z.B. Angstgefühle, Schlafprobleme, chronische Müdigkeit
  • Verringerte Leistungsfähigkeit: z.B. mehr Anstrengung im Alltag notwendig, längere Regenerationszeiten
  • Entfremdung: z.B. distanzierte, gleichgültige Einstellung gegenüber der Arbeit und anderen Menschen

Viele von Burnout betroffene Personen entwickeln in ihrem Krankheitsverlauf eine Depression, auch deswegen besteht ein hohes Maß an Übereinstimmung vieler Symptome.

 

Ab wann sprechen wir von gestörtem Schlaf?

In vielen Fällen ist eine Schlafstörung Symptom einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung. Allgemein wird zwischen Schlaflosigkeit und Schlafsucht unterschieden. Schlaflosigkeit umfasst eine ungenügende Dauer und Qualität des Schlafes sowie Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und frühmorgendliches Erwachen. Die Schlafsucht hingegen ist entweder definiert als Zustand übermäßiger Schläfrigkeit während des Tages trotz ausreichendem Schlaf in der Nacht oder durch verlängerte Übergangszeiten vom Aufwachen zum Wachzustand.

Darüber hinaus können eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, Schlafwandeln, Albträume und nächtliche Episoden äußerster Furcht und Panik bei einer Schlafstörung auftreten. Ausschlaggebend ist hier, dass die genannte Symptomatik über einen längeren Zeitraum von etwa vier Wochen mindestens dreimal pro Woche bestehen muss und die Leistungsfähigkeit sowie die Befindlichkeit am Tag stark einschränken.

 

Schlafstörungen: körperliche Symptome von Depression und Burnout

Ein gestörtes Schlafverhalten zählt zu den ersten Symptomen von Depressionen sowie von Burnout. Forscher haben einige Faktoren identifiziert, die diesen Zusammenhang erklären.

Auffällig ist, dass gerade bei Patienten mit Depressionen oder Burnout die Werte des Stresshormons Kortisol im Vergleich zu nicht erkrankten Personen erhöht sind, tagsüber und auch nachts. Dies könnte Mitursache für andauernde Wachzustände sein. Grundlegend fährt Kortisol die Körperfunktionen aufgrund erhöhter Belastungen hoch und Blutdruck sowie Puls schießen in die Höhe. Eine andere Beobachtung ist, dass bei depressiven Personen in der ersten Schlafphase weniger Wachstumshormone freigesetzt werden. Diese Hormone sorgen für erholsamen Tiefschlaf, welcher eben dann bei betroffenen Personen kürzer ausfällt.

Des Weiteren wird angenommen, dass durch die verkürzte erste Tiefschlafphase die erste REM-Schlafphase früher auftritt. REM steht für „rapid eye movement“ – bei dieser Phase wandern die Augen bei geschlossenen Lidern hektisch hin und her. Depressive Personen weisen schnellere Augenbewegungen auf als gesunde Menschen. Es wird fortlaufend geforscht, wie groß das Ausmaß an Beeinträchtigung ist, wenn der REM-Schlaf zur falschen Zeit auftritt. Zusammenfassend kann jedoch festgehalten werden, dass bei depressiven Menschen die Abstände zwischen den Schlafphasen unregelmäßig sind, der Tiefschlaf reduziert und REM-Schlaf vorverlagert ist.

EXKURS: Schlaf kann jedoch nicht nur bei der Diagnose von Depressionen und Burnout, sondern auch bei der Therapie eine wichtige Rolle spielen. Es ist bekannt, dass kurzzeitiger Schlafentzug vor allem in der zweiten Nachthälfte stimmungsaufhellend wirkt. Während einer durchwachten Nacht bildet der Körper nämlich mehr stimmungsaufhellende Stoffe wie Serotonin und Tryptophan als im Schlaf. Schlafstörungen sind also ein zweischneidiges Schwert: Einerseits sind sie ein Risikofaktor für sowohl Depressionen als auch Burnout, andererseits kann Schlafentzug auch antidepressiv wirken.

Schlafstörungen vorbeugen und behandeln

Eines ist klar: Gerade wenn Schlafstörungen in Verbindung mit Burnout und Depressionen auftreten, wird eine beruhigende Abendroutine allein die psychotherapeutische Behandlung nicht ersetzen können. Regelmäßige Schlafenszeiten (auch am Wochenende), Einschlafrituale und Entspannungsverfahren können jedoch unterstützend wirken und dazu beitragen, dass der Körper in einen guten Schlafrhythmus zurückfindet.

Zu den häufigsten Tipps für eine gute Schlafhygiene bei Depressionen und Burnout gehören außerdem:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Keinen Kaffee nach Mittag, weitgehender Verzicht auf Alkohol und Schlafmittel
  • Schwere Mahlzeiten am Abend vermeiden
  • Das Bett nur zum Schlafen und nicht etwa zum Lesen oder Fernsehen nutzen
  • Für eine kühle Raumtemperatur (18 bis 22 Grad), Ruhe und Dunkelheit sorgen
  • Erst bei Müdigkeit sich schlafen legen
  • Vor dem Einschlafen alle belastenden Gedanken schriftlich festhalten

Wichtig: Bei hartnäckig anhaltender Schlaflosigkeit helfen Aufstehen und das Ausüben einer ruhigen Tätigkeit oft besser, als im Bett zu bleiben und sich herumzuwälzen!

Schlafstörungen, ob sie allein auftreten oder in Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung, sollten professionell behandelt werden, wenn sie über längere Zeit hinweg die Leistungsfähigkeit und die Befindlichkeit stark beeinträchtigen. Betroffenen fällt es häufig schwer, sich dieser Problematik anzunehmen. Sie sollten sich bewusst sein, dass sie sich der Herausforderung nicht allein stellen müssen und fachkundige Hilfe durch Psychotherapeuten und Ärzte erhalten können.

Quellenangaben

Bruggisser, Hans Peter: Depression und Burnout. Zeitschrift für Ganzheitsmedizin (2010), Band 22, Heft 5.

Dilling, Horst et al.: ICD-10: Internationale Klassifikation psychischer Störungen. Göttingen, 2015.

Hapke, Ulfert (2012): Stress, Schlafstörungen, Depressionen und Burnout: Wie belastet sind wir?, Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, Berlin: Robert-Koch-Institut.

Matura, Silke ; Oertel, Viola: Bewegung und Sport gegen Burnout, Depressionen und Ängste. Berlin, Heidelberg, 2017.

Müller-Rörich, Thomas et al.: Schattendasein – Das unverstandene Leiden Depression. Heidelberg, 2007.

Voderholzer, Ulrich; Hillert, Andreas; Hiller, Gabriele: Burnout & Depression. Stuttgart, 2018.

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Vanessa Graßnickel
Chefärztin, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Vanessa Graßnickel
Dr. med. Vanessa Graßnickel ist eine anerkannte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach langjähriger Tätigkeit als Oberärztin übernahm sie 2024 die Position als Chefärztin der LIMES Schlossklinik Fürstenhof in Bad Brückenau. Dr. Graßnickel spezialisiert sich auf verhaltenstherapeutisch basierte Behandlungen und Suchtmedizin, fundiert durch ihr Medizinstudium an der Ruhr-Universität Bochum und einer umfangreichen fachärztlichen Ausbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Bochum. In ihrer Rolle als Chefärztin verbindet Dr. Graßnickel modernste diagnostische und therapeutische Methoden mit einer empathischen, respektvollen Patientenbetreuung sowie maßgeschneiderten Therapieplänen.

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