Antidepressiva und Alkohol – eine gefährliche Kombination

Sind gelegentlicher Alkoholkonsum und die Einnahme von Antidepressiva verträglich? Oder ist diese Kombination grundsätzlich zu riskant? Häufig sind Menschen verunsichert, wenn es um den Umgang mit Alkohol geht, während sie Antidepressiva einnehmen. Tatsächlich kann der Konsum von Alkohol in Kombination mit der Einnahme von Antidepressiva ernsthafte Folgen haben – körperlich und psychisch. Alkohol beeinflusst die Wirkung der Medikamente, kann mögliche Nebenwirkungen verstärken und die Behandlung beeinträchtigen. Welche Wechselwirkungen möglich sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Das Wichtigste vorab in Kürze

  • Beim Konsum von Alkohol in Kombination mit Antidepressiva können Wechselwirkungen auftreten, die die Wirkung des Antidepressivums abschwächen oder verstärken können.
  • Es können gefährliche Nebenwirkungen entstehen.
  • Beide Substanzen werden in der Leber verarbeitet und erhöhen dadurch das Risiko für eine Lebererkrankung.
  • Alkohol kann depressive Symptome verschlimmern.
  • Die Wechselwirkungen sind individuell von Medikament, Dosis und Person abhängig.

Antidepressiva & Alkohol – Achtung beim Mischkonsum!

Der gleichzeitige Konsum von Antidepressiva und Alkohol kann die Wirkung der Medikamente verändern und unerwünschte Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit oder Verwirrung verstärken und sehr gefährlich werden. Beide Substanzen belasten zudem die Leber. Da viele Antidepressiva dort abgebaut werden, steigt das Risiko für Organschäden. Eine ärztliche Beratung ist unbedingt empfehlenswert.

Was sind Antidepressiva und wie wirken sie im Körper?

Antidepressiva sind Medikamente, die unter die Psychopharmaka fallen. Sie werden verwendet, um Depressionen und andere psychische Erkrankungen zu behandeln. Durch ihren Einsatz erhöhen sie die Konzentration von Neurotransmittern, was den Energieantrieb nachhaltig steigert und die Stimmung verbessert. Neurotransmitter spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Nervenimpulsen und werden durch Antidepressiva wieder angeregt.

 

Überblick über die gängigsten Wirkstoffgruppen

Im Einsatz von Antidepressiva unterscheidet man zwischen Antidepressiva der neueren und der älteren Generation. Am häufigsten werden Antidepressiva der neueren Generation verschrieben, da sie weniger Nebenwirkungen aufweisen als die der älteren Generation. Bei einer Überdosierung wirken sie zusätzlich weniger schädlich.

 

Antidepressiva der neueren Generation

Zu der neueren Generation zählen sowohl die Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) als auch die Selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), die häufig erst dann verwendet werden, wenn SSRIs nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer greifen gezielt in den Serotonin-Stoffwechsel ein und sorgen dafür, dass mehr Serotonin im synaptischen Spalt vorhanden ist. Zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören Sertralin, Paroxetin, Citalopram und Escitalopram. Sie haben meist weniger Nebenwirkungen als andere Antidepressiva. Ähnlich wie die SSRIs wirken die Selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), die den Serotonin- und Noradrenalin-Stoffwechsel beeinflussen. Der bekannteste Wirkstoff der SSNRIs ist Venlafaxin.

 

Antidepressiva der älteren Generation

Das häufigste Antidepressivum der älteren Generation sind trizyklische Antidepressiva, die die Wiederaufnahme mehrerer Botenstoffe in den Nervenzellen des Gehirns hemmen, beispielsweise Serotonin und Noradrenalin. Zu den geläufigsten Wirkstoffen zählen Amitriptylin, Doxepin, Clomipramin, Desipramin, Imipramin und Opipramol.

 

Wirkung der Botenstoffe im Gehirn

Antidepressiva entfalten ihre Wirkung, indem sie gezielt in den Botenstoffhaushalt des Gehirns eingreifen. Diese sogenannten Neurotransmitter – wie Serotonin und Noradrenalin – sind für die Kommunikation zwischen Nervenzellen verantwortlich und beeinflussen maßgeblich unsere Stimmung, unser Angstempfinden und unser allgemeines Wohlbefinden. Die meisten Antidepressiva verhindern die Wiederaufnahme dieser Botenstoffe in die Nervenzellen, sodass ihre Konzentration im synaptischen Spalt steigt. Dadurch wird die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verstärkt, was zu einer stimmungsaufhellenden und angstlösenden Wirkung führen kann.

Antidepressiva sorgen dafür, dass Serotonin länger im sympatischen Spalt verbleiben und somit eine höhere Menge an die Serotonin-Rezeptoren andocken können.

Wie wirkt Alkohol auf die Psyche und den Körper?

Alkohol wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem und beeinflusst sowohl die körperliche als auch die psychische Verfassung. Kurzfristig kann er entspannend oder enthemmend wirken, langfristig jedoch Stimmung, Schlaf, Konzentration und Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Besonders bei bestehenden psychischen Erkrankungen kann Alkohol die Symptome verstärken und die Behandlung erschweren.

 

Alkohol als Nervengift

Alkohol beeinträchtigt die Funktion des menschlichen Gehirns und Nervensystems und ist somit ein Gift für die Körperfunktionen. Alkohol gelangt über das Blut ins Gehirn und beeinflusst dort verschiedene Prozesse, wie beispielsweise der Botenstoffübertragung. Außerdem wird die Signalübertragung gehemmt, was zu verlangsamter Wahrnehmung und Reaktion führen kann. In den schlimmsten Fällen sterben Nervenzellen durch den Konsum von Alkohol ab, was zu langfristigen Nervenschäden führt. Generell bringt Alkohol sowohl kurzfristige als auch langfristige Schäden mit sich.

 

Wechselwirkung mit Botenstoffen

Die Kombination von Alkohol und Antidepressiva kann sehr gefährlich werden, da sie unkontrollierbare und unvorhersehbare Veränderungen hervorrufen können. Im Mischkonsum kann die Wirkung beider Substanzen verstärkt bzw. verringert werden und zu Benommenheit, Verwirrung und Müdigkeit führen. Des Weiteren können unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten. In schweren Fällen kann es auch zu Bewusstlosigkeit oder Atemstillstand kommen. Klar ist, dass Alkohol die therapeutische Wirkung von Antidepressiva verringert.

 

Kurzzeitige “Stimmungsaufhellung” vs. langfristige depressive Verstärkung

Kurzzeitig kann durch Alkoholkonsum eine euphorisierende und stimulierende Wirkung erzielt werden, die eine kurzzeitige Linderung der depressiven Gefühle verschafft. Viele Menschen trinken Alkohol, um ihre Gefühle zu betäuben, ihr Unwohlsein zu vergessen, Schmerzen zu ertragen oder schlafen zu können. Dennoch sind die Wirkungen trügerisch, da sie den depressiven Zustand verschlimmern können und schnell in einer Abwärtsspirale enden. Alkohol vermindert die Gehirnfunktion und kann Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Traurigkeit fördern, was in die Funktion mehrerer Neuromediatoren eingreift und die depressive Stimmung fördert. Die Anzeichen von Depressionen sind sehr ähnlich zu denen einer Alkoholabhängigkeit. Des Weiteren ist die Kombination beider nicht selten.

Warum Antidepressiva und Alkohol keine gute Kombination sind

Vom Konsum von Alkohol in Verbindung mit der Einnahme von Antidepressiva wird dringlich abgeraten. Durch einen Mischkonsum können vielfältige Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Stoffen entstehen, die schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben, wie beispielsweise Lebererkrankungen.

 

Potenzielle Risiken und Nebenwirkungen

Der gleichzeitige Konsum von Alkohol und Antidepressiva kann zu erheblichen gesundheitlichen Risiken führen. Häufige akute Nebenwirkungen sind verstärkte Müdigkeit, Schwindel, Verwirrtheit, Koordinationsstörungen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Diese Symptome können den Alltag und die Reaktionsfähigkeit stark beeinträchtigen. Besonders kritisch ist die Belastung der Leber, da viele Antidepressiva in der Leber abgebaut werden und Alkohol diesen Prozess zusätzlich belastet – was das Risiko für Leberschäden deutlich erhöht. Zudem wird die Fähigkeit zur klaren und rationalen Entscheidungsfindung durch den Mischkonsum stark eingeschränkt, was in kritischen Situationen gefährlich sein kann. Obwohl Alkohol zunächst müde macht, kann er die Schlafqualität verschlechtern und Ein- oder Durchschlafprobleme verstärken. Die Auswirkungen hängen individuell vom Medikament, der Dosis und der körperlichen Verfassung ab. Deshalb sollte Alkohol während einer antidepressiven Behandlung möglichst vermieden werden.

Antidepressiva und gelegentlicher Alkoholkonsum – geht das überhaupt?

Darf man bei Antidepressiva gelegentlich Alkohol trinken? Grundsätzlich ist Vorsicht geboten, da beide Substanzen das zentrale Nervensystem beeinflussen. Ob ein gelegentliches Glas erlaubt ist, hängt vom Medikament und der individuellen Situation ab – ärztlicher Rat ist daher unerlässlich.

 

Rücksprache mit Arzt

Der Mischkonsum von Antidepressiva und Alkohol kann bei manchen Menschen zu unerwünschten Nebenwirkungen oder auffälligen Reaktionen führen – etwa Schwindel, Übelkeit, starke Müdigkeit oder Stimmungsschwankungen. Wer solche Symptome bei sich beobachtet, sollte keinesfalls abwarten, sondern sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Abklärung kann helfen, ernsthafte gesundheitliche Folgen zu vermeiden und die Behandlung sicher anzupassen. Wichtig ist dabei, die Medikation nicht eigenmächtig abzusetzen oder zu verändern, selbst wenn die Beschwerden mit dem Mischkonsum in Zusammenhang stehen. Ein plötzlicher Abbruch der Antidepressiva kann zu Entzugserscheinungen oder einem Rückfall in depressive Episoden führen. Ärztinnen und Ärzte können individuelle Lösungen anbieten – etwa durch Anpassung der Dosis, Wechsel des Präparats oder gezielte Beratung zum Umgang mit Alkohol. In jedem Fall gilt: Offenheit im Arztgespräch und eine ehrliche Einschätzung des eigenen Konsumverhaltens sind entscheidend für eine erfolgreiche und sichere Therapie. Der Schutz der eigenen Gesundheit steht dabei immer im Vordergrund.

Antidepressiva, Alkohol und der Weg in die Abhängigkeit

Eine Kombination von Depressionen und einer Alkoholabhängigkeit ist nicht selten. Ungefähr jeder zehnte Mensch mit Depressionen hat Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit. Andersrum weisen 40 % der Alkoholabhängigen auch depressive Störungen auf.

 

Doppeldiagnosen: Depression und Alkoholismus

Eine Doppeldiagnose von Depression und Alkoholismus bedeutet, dass die betroffene Person sowohl unter Depressionen als auch an einer Alkoholabhängigkeit leidet. Beide Erkrankungen können sich gegenseitig beeinflussen und die Symptome verstärken. Beides kann jeweils als Auslöser für die jeweilige andere Krankheit dienen – hoher Alkoholkonsum kann dafür sorgen, dass depressive Symptome auftreten und Menschen, die an Depressionen leiden, greifen häufiger zum Alkohol, um ihre Symptome zu lindern. Oft entsteht ein Teufelskreis, aus dem es schwerfällt, auszubrechen. Die Behandlung der Doppeldiagnose ist herausfordernd und es ist entscheidend, beide Störungen gleichzeitig zu berücksichtigen.

 

Risiko des Selbstmedikationsverhaltens

Das Selbstmedikationsverhalten mit Antidepressiva und Alkohol birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Viele Menschen versuchen, psychische Belastungen eigenständig zu lindern, ohne ärztliche Beratung – was gerade bei Antidepressiva gefährlich ist. Eine Kombination mit Alkohol kann die Wirkung der Medikamente verstärken oder aufheben und zu unvorhersehbaren Nebenwirkungen führen. Zudem erhöht sich das Risiko für eine Abhängigkeit, vor allem, wenn Alkohol regelmäßig zur kurzfristigen Stimmungsaufhellung genutzt wird. Antidepressiva benötigen eine genaue Dosierung und ärztliche Überwachung, um wirksam und sicher zu sein. Unkontrollierter Gebrauch kann nicht nur körperliche, sondern auch psychische Schäden verstärken. Eine falsche Einnahme verzögert oft die notwendige professionelle Behandlung. Daher sollte bei depressiven Symptomen immer ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Fazit: Holen Sie sich professionelle Hilfe!

Die Kombination von Antidepressiva und Alkohol ist sehr riskant und kann fatale Folgen haben. Für Betroffene ist der Konsum von Alkohol in Kombination mit einer Depression häufig ein Teufelskreis, aus dem es schwerfällt, auszubrechen. Aber Sie sind nicht allein! Unsere Spezialisten an der LIMES Schlossklinik Fürstenhof beraten Sie gerne und helfen Ihnen, den Teufelskreis zu durchbrechen, um Ihre Depressionen langfristig zu lindern! Durch individuell auf Sie abgestimmte Therapien gelingt es uns gemeinsam, Ihrem Körper dabei zu helfen, wieder positive Stimmung zu fühlen. Melden Sie sich bei uns, unser Team ist jederzeit für Sie da!

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Dr. med. Rita Löw
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Rita Löw
Seit Februar 2025 ist Dr. med. Rita Löw Chefärztin der LIMES Schlossklinik Fürstenhof und bringt ihre Spezialisierung in psychosomatischer Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie ein. Zuvor war sie Oberärztin in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik und verfügt über langjährige Erfahrung in Neurologie, Psychiatrie sowie Zusatzqualifikationen wie Notfallmedizin und Sozialmedizin. Ihr Ziel ist eine ganzheitliche und individuelle Betreuung der Patienten, unterstützt durch wissenschaftliche Arbeiten und umfassende Expertise.